Wettbewerb Neubau Bahnhofgebiet Süd, Wattwil SG

Wettbewerb im selektiven Verfahren, 2012, 4.Rang
Situation und Städtebau

Das auf dem Bahnhofsareal für die Neubauten zur Verfügung stehende Grundstück ist lang und wenig tief. Die Längsseiten sind auf zwei unterschiedliche Räume orientiert: nach Osten zur Bahnhofstrasse und nach Westen auf das offene Gleisfeld und die dahinter den Hang hinaufsteigende Bebauung. Nördlich säumt der Neubau den Bahnhofsplatz mit dem neuen Busbahnhof, während südlich eine der Austrasse entlang weiterführende Bebauung noch zu planen ist.
Es werden zwei gleich grosse Neubauten mit einem dazwischenliegenden Platzraum vorgeschlagen. Die Gebäudekörper sind je in seitliche niedrige Flügelbauten und einen mittleren Haupttrakt gegliedert. Die Seitenflügel nehmen den Massstab der benachbarten Bebauung auf und leiten gleichsam den fünfgeschossigen Haupttrakt ein. Dieser nutzt im Erdgeschoss die ganze Gebäudetiefe für die Laden- und Dienstleistungsräumen. Damit die Wohnungen die Besonderheit der zweiseitigen Orientierung nutzen können, ist der Haupttrakt in den Obergeschossen weniger tief.
Der die Bahnhofstrasse begleitende Raum wird als eine Abfolge von Platzräumen und verbindenden Ladenpassagen interpretiert. Die als Kombination von Arkade und Kollonade ausgebildete Ladenpassage führt in den Seitenflügeln bis zu den Geleisen. Somit orientieren sich die Seitenflügel auch auf die schmalen Stirnseiten des Grundstücks und wirken raumbildend. Südlich vom Wettbewerbsperimeter entlang der Austrasse sollen gemäss Leitbild in Zukunft weitere Geleise aufgehoben werden. Dies würde ermöglichen, die Bebauungsstruktur in einer ähnlichen Weise fortzusetzen. Der Situationsplan deutet das schematisch an.

Umgebungsgestaltung und Erschliessung

Die Situation bedingt eine nahezu vollständige Befestigung sämtlicher Umgebungsflächen. Eine Reihe mit grösseren rotblättrigen Fächerahornbäumen begleitet diese Seite der Bahnhofstrasse und schirmt den Zwischenraum zu den Gebäuden leicht ab. Auf den seitlichen Plätzen sind kleinerwüchsige Exemplare derselben Gattung vorgesehen. Der Baumwuchs über der Tiefgarage wird durch grossformatige Becken mit angegliederten Sitzbänken realisiert.
Die Verkaufs- und Dienstleistungsräume im EG werden sowohl für Anlieferung wie für Kunden direkt durch die Arkade erschlossen. Eine sekundäre Erschliessung für Mitarbeiter ist gleisseitig vorgesehen. Die Zugänge zur Tiefgarage befinden sich in den seitlichen Arkaden, zusammen mit den Zugängen zu den Büro- oder Praxisräumlichkeiten in den Obergeschossen der Seitenflügel. Zu den Wohnungseingängen geht man um die Gebäude herum auf die Gleisseite. Somit wird diese Seite aufgewertet und die Verkaufsflächen im EG nicht unterbrochen. Für Kurzzeitparking stehen den Kunden Parkplätze entlang der Bahnhofstrasse zur Verfügung. Fahrradabstellplätze sind an verschiedenen Stellen nahe bei den Eingängen angeordnet.

Wohnungstypen

Zwei Treppenhäuser erschliessen pro Gebäude 20 Wohnungen. Das eine erschliesst als Zweispänner je eine 2,5- und eine 3,5-Zi-Wohnung. Das andere führt zusätzlich einseitig zu einem offenen Laubengang, welcher eine 4,5-Zi-Wohnung erschliesst. Die Wohnungen profitieren nebst der zweiseitigen Orientierung überdies von beidseitig angeordneten Loggias, wovon die strassenseitige (s. „Lärmschutz“) als verglaster Erker ausgebildet ist.

Verkaufs- und Dienstleistungsräume

Die Läden, Restaurants, usw. werden von einer Arkade erschlossen. Diese bietet einen geschützten und einladenden Bereich für Gastronomie oder Aussenverkauf und das geniessende Flanieren an.
Die Verkaufsfläche ist grundsätzlich ein zusammenhängender grosser Raum, welcher flexibel in unterschiedlich grosse Räume unterteilt werden kann. Zu den Gleisen schliesst eine Raumschicht für Nebenräume, Lager, etc. und die Vertikalerschliessung für Wohnungen, Büro, Keller und Tiefgarage an.

Konstruktion und Materialisierung

Die Gebäude sollen in einer anmutigen Weise dauerhaft und nachhaltig konstruiert werden. Vorgeschlagen wird eine Massivbauweise mit einem Zweischalenmauerwerk. Die geschlossenen Wandfelder sind verputzt, währenddem im Bereich der Arkade die Tragstruktur mit Sandsteinplatten aus St.-Gallerischen, hellen, bläulich-grünem Bollinger-Sandstein verkleidet wird. Das gleiche gilt für die Gurtgesime, die Fenstergewände und die äusseren Sturz- und Brüstungsverkleidungen. Diese Elemente gliedern und schmücken die Aussenwand. Zum Gleisfeld ist die horizontale Gliederung der Gesimse vereinfacht und die Vertikalität im Verhältnis zum offenen Raum betont. In den Obergeschossen gibt es grundsätzlich einen Fenstertyp: das zweiflügelige, „französische“ Fenster mit Geländer, niedriger Brüstung und Sturz. Für die Erker und Loggias wird der gleiche Typ gereiht. In der Arkade und in den Treppenhäusern bereichert ein Mosaikbodenbelag in venezianischen Rottönen die Erscheinung.
Das Erreichen des Minergiestandards ist möglich und muss in feiner Abwägung sämtlicher Bestandteile geplant werden. Für eine Solaranlage stehen auf den Dächern der Haupttrakte genügend Flächen zur Verfügung.

Lärmschutz

Gemäss dem Bericht über die Lärmemissionen wird der zulässige Wert für Schlafräume auf der Bahnhofstrassenseite überschritten. Um dennoch die grundsätzlich attraktive Ausrichtung auch für die Wohnungen zu ermöglichen, können die Schlafzimmer indirekt über die verglaste Loggia gelüftet werden. Die Loggia selbst kann über rechtwinklig zur Lärmrichtung gelegene Fenster gelüftet werden. So wird der Schall möglichst effektiv abgelenkt. Im 1. und 2. OG schirmen zudem die seitlichen Gebäudeflügel mit den Büronutzungen die Wohnungen ab. Das Erdgeschoss mit der hochgezogenen Brüstung über der Arkade schirmt die besonders exponierten Wohnungen im 1.OG ebenfalls ab. In den weiter oben gelegenen Obergeschossen nimmt die Lärmbelastung deutlich ab.

Etappierung

Die Etappierung entspricht derjenigen der Tiefgarage. Es wurde darauf geachtet, dass die Bauetappen in sich geschlossene architektonische Einheiten bilden.