Wettbewerb Neubau Feuerwehr- und Polizeigebäude, Wil SG

Öffentlicher Wettbewerb, 2013
Ortsbauliche Situation

Zwei unterschiedlich lang gestreckte Volumen werden längs zur Bronschhoferstrasse placiert. An der Strasse liegt das neue Polizeigebäude als Erweiterung des bestehenden Swisscomgebäudes und zurückversetzt das Feuerwehr- und Betriebsgebäude. Dazwischen wird ein grosszügiger Vorplatz als eine Art Werkhof aufgespannt. Das Feuerwehrgebäude bildet gleichsam eine schützende Mauer zum dahinterliegenden ruhigen Wohngebiet und dem Kindergarten. Im nordöstlichen Bereich des Grundstücks kann ein zusammenhängendes Landstück für eine spätere Wohnnutzung abparzelliert werden. Für die benötigte Gebäudelänge des Feuerwehrgebäudes wird an der nördlichen Parzellengrenze von der Option eines minimalen, flächengleichen Landabtausches Gebrauch gemacht.

Verkehrsführung und Erschliessung

Die vorliegende Disposition ermöglicht es die Fahrzeuge auf einfachste Weise über das Areal zu führen und keine unnötigen Kreuzungen der verschiedenen Teilnehmer entstehen zu lassen. Die anfahrenden PW der einrückenden Feuerwehrleute müssen nicht über den Vorplatz der Einstellhalle sondern können auf einer eigenen Fahrspur zu den Abstellplätzen und nach dem Einsatz auch ohne Kreuzung wieder ausfahren. Auf derselben Spur kann auch die Polizei zur eigenen oberirdischen Einstellhalle. Die Feuerwehr-Einsatzfahrzeuge rücken ebenfalls kreuzungsfrei über den Vorplatz und die separate Ausfahrt aus. Die Abfahrt in die Unterniveau-Garage für Feuerwehr- und Betriebsfahrzeuge geschieht übersichtlich und nicht in der Nähe der Grundstücks-Ein- oder Ausfahrt sondern direkt vom Vorplatz aus. Für die Polizeimitarbeiter- und Kundenparkplätze wird der vorhandene Streifen zwischen Strasse und Gebäude zum Senkrechtparkieren genutzt. Die Einstellhalle der Polizei wird oberirdisch innerhalb vom Gebäude angeordnet und kann somit ohne Rampe auskommen. Es findet keine Kreuzung mit dem ausrückenden Feuerwehr- und Zivilschutzverkehr statt und ein schnelles Ein- und Ausrücken ist gewährleistet.

Etappierung

Die beiden Einheiten können zeitlich und räumlich weitgehend unabhängig voneinander realisiert werden. Gewisse baustellentechnische Rücksichtnahmen wären jeweils in Kauf zu nehmen. Ein funktionierender Betrieb wäre aber für beide Seiten nicht gefährdet.

Feuerwehr- und Betriebsgebäude

Die Volumetrie besteht aus dem langen Hauptbau mit der Einstellhalle im EG und den Büro-, Ausbildungs- und Lagerräumen im OG und den an der Ostseite daran angegliederten, kleineren Anbauten, in welchen sich die Treppenhäuser, die Lifte und weitere Nutzungen befinden. Volumetrisch gliedern diese Anbauten das Gebäude und verzahnen es gleichsam mit dem Grünraum des angrenzenden Wohngebiets.
Die Hauptfassade wird durch die Tore zu den Fahrzeugboxen, ein zusätzliches Feld für den Eingang, das durchlaufende Vordach und das horizontale Fensterband des Obergeschosses gebildet. Sie erfährt eine zusätzliche Betonung durch die abwechselnde Farbigkeit der weissen und ockergelben Fassadenplatten und den Kontrast zu den oxidroten Metallteilen der Fenster und Tore. Die übrigen Seiten sind zurückhaltender formuliert. Die rückwärtigen Anbauten setzen sich farblich vom Hauptkörper ab, was den Charakter des "Anfügens" verstärkt und die lange Gebäudesilouette etwas bricht.
Die Anordnung der Räume orientiert sich grundsätzlich an den Programmvorgaben. Einzige Ausnahme bildet die Atemschutzwerkstatt, welche anstatt im OG im EG angeordnet wird. Das wird jedoch als optimal betrachtet, da somit kurze Wege von den Fahrzeugen zur Werkstatt enstehen. Vom Raumcharakter her passt die Atemschutzwerkstatt auch besser ins Erdgeschoss zur Fahrzeughalle und der anderen Werkstatt als ins OG zu den Büros und den Theorieräumen.
Die Mannschaftsgarderoben in Form von einfachen Metallschränken mit Helm- und Schliessfach befinden sich an der Rückwand der Fahrzeughalle. So ist bei minimalem Platzbedarf ein direktes und effizientes Umkleiden und Ausrücken gewährleistet. Die Reinigungs- und Duschräume liegen zentral und sind direkt an die Fahrzeughalle angeschlossen.
Die Einsatzzentrale befindet sich im Zwischengeschoss über dem Gebäudeeingang mit guter Sicht auf den Vorplatz und in die Halle. Vor der Einsatzzentrale gibt es einen Vorraum in welchem die Erfassung der Eingerückten und die Nachbesprechungen der Einsätze stattfinden können.
Im Obergeschoss ist die Büro-/Geschäftsstelle als Einheit getrennt von den Theorie- und den Lagerräumen. Der Aufenthaltsraum direkt beim Treppenhaus/Lift hat eine Dachterrasse. Der Korridor ist auf der ganzen Länge von Osten belichtet und bietet einen guten Ausblick in den Grünraum. Die Vorräume zu den Theorieräumen sind als räumliche Erweiterungen des Korridors ausgebildet und bieten genügend Platz für Garderoben, Pausenaufenthalt oder Besprechungen, etc..

Konstruktion, Materialisierung

Die Struktur des Gebäudes wird von einer Stahlrahmenkonstruktion in Kombination mit Stahl-Beton-Verbunddecken gebildet. Auf jeder Achse gibt es pro Geschoss 3 Stützen und einen durchlaufenden Träger. Im Obergeschoss können die statischen Dimensionen reduziert werden. Die Decken bestehen aus einem Verbund von Trapez-Stahlblechen mit einem 15cm starken Überbeton. Das Untergschoss wird in armiertem Stahlbeton vorgeschlagen, mit einer mittigen Reihe Stahlbetonstützen und Unterzügen. Die Fassade wird mit einer hinterlüfteten Plattenverkleidung aus eingefärbten, grossformatigen Glasfaserbetonplatten gebildet. Die Verkleidungsthematik rührt einerseits vom Stahlbau her, bezieht sich aber gleichzeitig auch auf die Fassadenkonstruktion des Polizeigebäudes.

Polizeigebäude

Mit Anbauten an den beiden Stirnseiten nördlich und südlich wird das bestehende Gebäude erweitert. Das nicht mehr benötigte Satteldach wird zurückgebaut und mit einem hochgedämmten Flachdach saniert. Der Bestand bleibt strukturell erhalten, es werden nur einzelne Fenster ergänzt und die Fassade mit hochwertiger Wärmedämmung saniert.
Die Anbauten werden als ein Weiterbauen verstanden. Das Fassadenraster und die typische Fensterform bleiben erhalten, resp. werden in der gleichen Form ersetzt und weitergeführt. Als Ergänzung wird in den Anbauten ein raumhohes Fenster desselben Typs eingeführt, welches zusätzlich Licht in die Räume bringt.
Der Eingang befindet sich neu an der südwestlichen Gebäudeecke, um zusammen mit der Einfahrt auf den Hof und dem Eingang des Feuerwehrgebäudes dem neuen Areal eine gemeinsame Adresse zu geben. Die Besucher werden über die Eingangshalle zum Warteraum im OG geführt. Im EG gibt es einen zusätzlichen, flexibel nutzbaren Besprechungs-/Konferenzraum. Der Vorteil dieses Raumes ist, dass er sich nicht im internen Bereich befindet und somit für Anlässe mit externen Besuchern wie z.B. für Medienkonferenzen oder dgl. genutzt werden kann.
Die gesamten Büronutzungen befinden sich im OG auf einem zusammenhängenden Geschoss, welches sowohl über den Hauptzugang erschlossen als auch über einen separaten, internen Zugang direkt mit der Einstellhalle und den UG-Nutzungen verbunden ist.
Die Zugänge sind klar getrennt, wie auch die Swisscomnutzung klar von der Polizei getrennt ist. Das bestehende Treppenhaus wird nicht mehr ins Obergeschoss geführt und dient nur noch der Swisscom.
Der Zugang mit Arrestanten zu den Zellen/Einvernahme kann über die Einstellhalle und das interne Treppenhaus/Lift direkt und ohne Kreuzung des Kundenbereichs stattfinden.

Konstruktion, Materialisierung

Die Anbauten werden analog zum Bestand als Massivbau mit tragenden Aussenwänden, Stahlbetonstützen und Stahlbetondecken konstruiert. Die Fassade wird in der gleichen Art wie im Bestand als hinterlüftete Plattenverkleidung gebildet. Die Glasfaserbetonplatten, welche auch beim Feuerwehrgebäude verwendet werden, sind in zwei unterschiedlich hellen Grautönen eingesetzt, um eine zusätzliche Gliederung der Fassade zu bewirken.